Baumkreis um die Welt e.V.

Wie alles begann...

Der erste Baum

„Heida“: mit Trommelwirbel und Ziehharmonikaklang, Schellengerassel, Singen und Tanzen starten wir in „unseren Nachmittag“. Der Nachmittag, wo der erste Baum des Baumkreise um die Welt gepflanzt wird. Und das Abschlussprojekt unseres Jahrestrainings „Lead the Change“ stattfindet. Mit Lagerfeuer, Altes begraben und Neues säen, Bäumeraten, Guerilla-Coaching, Einladungen zum Staunen, Free Hugs, Marmeladenverkauf, Kinderschminken, gemeinsam Singen und Musizieren, Spielen, … einfach so richtig lebendig sein. Dabei immer in unserer Mitte: der Baum. Eine bereits ziemlich große Hainbuche, die mit schlankem Stamm und ausgebreiteten Ästen in ihrem Topf an eine Bank gelehnt steht und wartet. Still und leise, auf ihren großen Auftritt.

Sie wird mit Segens- und Wunschbändchen geschmückt und mit gefalteten Kranichen veredelt. Besungen, gestreichelt, geschätzt. Mit dem Ulmentanz geehrt. Und dann aufgehoben und zum Pflanzplatz getragen.

Dort versammeln wir uns im Kreis, der Baum wird in die vorbereitete Erde gesenkt. Tim, die starke Quelle und der mutige Visionär des Baumkreise um die Welt, steht beim Baum. Einige von uns helfen beim Eingraben, dann herrscht plötzlich Stille und Erstaunen. Einer der Helfer, ein afroamerikanischer Mann, der erst vor wenigen Minuten aufgetaucht ist und sich überraschend zu uns gesellt hat, beginnt zu sprechen. Unruhe geht durch die Gruppe. Was soll das?! Wird er unseren Festakt torpedieren? Doch er erzählt von sich und seiner Geschichte mit Bäumen – und macht zum Schluss etwas sehr Berührendes: Er segnet den Baum. Genau, wie Tim es geplant und gewünscht hatte. Als hätte er es gewusst. Die beiden umarmen sich – und wir beginnen zu singen. Singen Lieder von kleinen und großen Bäumen, von Mutter Erde, vom Lachen und Wachsen. Die Kraniche und viele bunte Steine von Evas Mutter begleiten uns dabei.

Jede und jeder von uns darf den Baum gießen, ihm Wasser und Wünsche, Segensworte, guten Gedanken mit auf den Weg geben. Total schön empfinde ich es, dass das nicht nur wir vom Lehrgang, sondern auch die Gäste, die im Laufe des Nachmittags zu uns gekommen sind, tun. Da ist ganz viel Verbundenheit in der Luft, Achtsamkeit und Liebe. Zur Natur, den Bäumen und den Menschen. Es fühlt sich an wie eine schöne starke Gemeinschaft, die hier etwas Großes beginnt!

Begegnung unterm Baum

Einer der schönsten Augenblicke bei der Pflanzung des ersten Baumes für den Baumkreis um die Welt begann für mich, als schon alles vorbei war. Der Baum war gesetzt und gegossen, die Erde festgetreten und befestigt, die Steine platziert, die Kraniche abgenommen. Die Besucher*innen hatten sich schon verabschiedet, wir vom Lehrgang machten uns ans Aufräumen. Tim, der Ideengeber und Motivator, die Quelle für den Baumkreis um die Welt, blieb noch kurz beim Baum – und legte sich dann darunter. Lang hingestreckt, die Arme weit geöffnet.

Ich liebe es, unter Bäumen zu liegen. Wie schön wäre es, das auch bei „unserem Baum“ zu tun! Und trotzdem gab es diese widerstreitenden Stimmen in mir: „Du solltest jetzt aber schon unten helfen…“, „Ich kann die anderen doch nicht alleine lassen“, „Vielleicht will Tim den Moment lieber für sich allein genießen und ich sollte gehen, um ihn nicht zu stören?“, „Was sollen denn alle anderen von dir denken, wenn du so gar nichts tust?“, „Ich sollte wohl schon was sinnvolles tun“, „Wo kämen wir denn hin, wenn das alle machen würden?“. Ja, wo kämen wir denn hin? Da würden Menschen unter Bäumen liegen, in die Äste und den Himmel schauen, die Erde unter sich spüren, innehalten, tief durchatmen, Verbundenheit wahrnehmen, den Moment genießen, dankbar sein – und danach vielleicht ein bisschen achtsamer, freudiger, verbundener weitermachen, was immer sie tun… Eine schöne Vorstellung.

Das gab den Ausschlag: Ich hab mich dazugelegt. Hab‘ in den Himmel geblickt. Unseren Baum bewundert. Diese nochmal ganz andere Perspektive genossen. Die Vögel rundherum wahrgenommen. Diese feinen Bewegungen der Blätter. Das Kratzen der Erde. Tims Haut an meiner. Ich hab‘ mir vorgestellt, was der Baum in Zukunft wohl noch alles erleben wird: Familienpicknicks, Liebesgeflüster im Mondenschein, baumkraxelnde Kinder, Bienen, Vögel, Eichkatzerl, die Frau, die nach einer Radtour Erholung in seinem Schatten sucht, unsere Wiedersehensfeier in 10 Jahren, und soooo vieles mehr. Ich bin innerlich ruhig und friedlich geworden, bin so ganz im Moment angekommen, war einfach nur da.

Irgendwann hab ich dann zu Tim rübergeschaut: „Schön ist das! Danke fürs Vormachen!“. Und er hat mir erzählt, dass das sein allergrößter Wunsch war: dass er da nicht allein liegt, sondern dass wer dazukommt. Dass er jetzt so richtig glücklich sei. „Mmmhmmm“, machte es ihn mir. Und ich dachte an die vielen Gedanken zu Beginn, die mich fast davon abgehalten hatten, weil ich lieber was „Sinnvolles“ machen wollte. „Manchmal ist das Allersinnvollste, gar nichts zu tun. Einfach nur da zu sein reicht.“

Danke für diese wundervolle Erkenntnis und den wunderschönen Abschluss dieser Begegnung beim Baum. I bin do. 😊